Freitag, November 03, 2006

(Un)Hirn[tot]{kaputt} - gelassen gesehen

Wer die Überschrift nicht versteht, keine Bange, ich werde die ganze tragische Tragweite (was ist die Steigerungsform einer Alliteration?) erläutern. Und mich dabei weiter in unmöglichen rhetorischen Stilmitteln ergehen und mich möglichst gestelzt ausdrücken.
Ok, das kam alles irgendwie geschwollener raus, als beabsichtigt.

Am Dienstag war Halloween. Auch wenns keinen interessiert, ich muß mich mal dazu auslassen.
Ich nehme mal an, keine Sau weiß, was Halloween eigentlich ist, wos herkommt und warum man sich verkleidet. Halloween ist eine Kurzform von "All Hallows Evening" (Allerheiligenabend für Deutschsprechende) kommt aus dem keltischen, vermutlich von dem Fest Samhain abgeleitet. Man hat angenommen, daß in dieser Nacht die Geister der Toten von den Menschen Besitz ergreifen und um die Geister in die Irre zu führen verkleidet man sich. Soviel zur allgemeinen Aufklärung.
Daß von den Geschäften jedes noch so kleine Schaßerlfestl kommerziallisiert wird ist ja nichts Neues. Daß aber auch um ein Fest, daß jedem hier eher wurscht ist, auf einmal ein riesiges Tamtam gemacht wird, ist aber neu. Und die lieben Kleinen springen ja nur zu bereitwillig auf den Zug auf. Merke: Wenn du richtig Geld machen willst, mußt du die Kinder begeistern.
Und jetzt rennen sie hier herum, spielen "Trick or treat", weil sie davon gehört haben und es lustig finden, haben aber von nix eine Ahnung. Und die Ahnen, um dies eigentlich geht? Die lösen mit ihrer Grabesrotation das Weltenergieproblem.
Daß Fräulein N. (25, man ist nie zu alt) meinte, sie wolle sich unbedingt als Vampier verkleiden mit Zähnen und allem drum und dran und mit ihren Freunden von der Polizei um die Häuser ziehen, hab ich einfach mal so hingenommen.
Eine gute Übung in Gelassenheit.

Gestern war wiedermal Dienst im Museum angesagt. Antike, wie üblich, nix besonderes.
Die Sache, bei der Herr A., Fräulein K., ein weiteres Mädel und ich am liebsten unsere Köpfe wiederholt gegen die Wand gedonnert hätten, war eine Unterhaltung zwischen Herrn A. und Herrn G. (auch bekannt als Mister Alles-Supa). Selbiger Herr G. hat nämlich einerseits die Angewohnheit, sich seine Sandwiches für eine Woche im Voraus auf Vorrat zu kaufen und diese im Museum im Spind zu lagern. Auch die Tatsache, daß er schon mal fast in ein angeschimmeltes gebissen hätte, hält ihn nicht davon ab, damit weiter zu machen.
So weit, so ungut. Das was uns wirklich umgehauen hat, war die Tatsache, daß er beim Essen eine Zahn ausgespuckt hat und meinte, daß er ihn mit UHU wieder reinkleben wird. Das macht er immer so und der Zahnarzt würde auch nix anderes machen. Der Typ ist übrigens 48 wie ich erfahren hab. Sieht man ihm aber nicht an. Ich hätte ihn eher auf Ende 30 geschätzt. Herr A. meinte sogar, daß er einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hätte.
Wann immer man glaubt, daß einen dort nix mehr vom Hocker haut, kommt so eine Aktion.
Eine gute Übung in Gelassenheit.

Heute ist mal wieder Freitag Vormittag, was bedeutet, daß ich auf der Uni arbeite. Tu ich eigentlich noch was anderes als arbeiten? An sich waren bisher die üblichen Fragen. Bis auf zwei Leute. Bei der ersten hätte ich sie gerne erschossen, beim zweiten hätte ich mich gerne erschossen. Auch ne Möglichkeit für einen Serienmord. Herr H. würde sich freuen und ein neues Buch schreiben.
Die erste hab ich heute nicht zum ersten Mal gesehen. Sie fiel mir bereits bei eine kleinen Streiterei mit einem anderen Studenen auf. Diesmal wollte sie etwas scannen. Alle Scanner waren besetzt und sie kommt zu mir, um mir zu erzählen, daß der eine Typ nix scannt und sie nicht zum Scanner läßt. Ich geh hin, frag ihn, ob er was scannen will und er bejaht. Für mich war damit die Sache erledigt. Für sie hingegen gings erst richtig los. Sie meinte, ich sei inkompetent und sie werde sich über mich beschweren. Ich üb schon mal das zittern (in der Gefriertruhe). Aufgefallen ist mir nur, daß sie jedes Mal mit einem Ausländer Ärger hat.
Kaum komm ich zurück zum Tutorenzimmer, steht ein Typ vor mir, der meint, er habe eine wahnsinnig wichtige Frage, die wichtigste Frage von allen: "Wird es zu Weihnachten schneien?" Er wollte witzig sein. Mehr als ein gequältes Lächeln und die Unterdrückung des Wunsches, ihn zu kastrieren um die Weiterverbreitung des Schwachsinns nicht zu unterstützen, war nicht drinnen.
Aber immerhin eine gute Übung in Gelassenheit.