Freitag, Februar 17, 2006

Freud der Numismatiker

Gestern hätte ich eigentlich den ganzen Tag (und ich meine den ganzen Tag nämlich von 10 bis 21 Uhr) im Museum stehen sollen. Aber da die anscheinend keinen Bedarf an mir hatten, wurde es nur ein lustiger Abenddienst. 30 statt 70 Eulen, naja.
Herr J. hatte sich doch aufraffen können auch mal wieder einen Dienst zu absolvieren. Und so schlich man gemeinsam durch die altehrwürdigen Hallen der Antike. Wir haben uns fürchterlich überarbeitet. Im Detail soll da heißen, daß wir ein paar Schüler zusammengestampert haben.

Heute gabs dann eine Fortsetzung, nur war ich heute nicht Bereitschaft sondern Reserve. Auf gut Deutsch ich hab zwar noch immer nicht gewußt, wo ich arbeite, aber es war zumindest sicher, daß ich arbeite. Man wartet in der Früh auf einen Anruf. Und wartet. Und wartet. Schließlich macht man sich auf in Richtung KHM und ist so gegen zehn Uhr dort. Hoffentlich bin ich nicht im Haupthaus. Ich will nicht zur Treppe oder in die Garderobe. Anruf bei Frau R. (vormals Fräulein H.). Juhu, ich bin im Haupthaus. Grummel.
Man schleicht also zum Oberaufseher um die Reste an Posten aufzulesen, die die anderen übriggelassen haben. Nix mehr da. Was wirds werden? Münzkabinett. "Na toll" durchzuckt es meinen Geist. Hab ja schon viele Geschichten über das Münzkabinett gehört. Die wenigsten davon ermunternt.
Ich komm rüber. Zwei Mädels sind sonst noch hier. Die werden sich gefreut haben, daß es ein Dreierrad bei den Pausen statt immer abwechselnd Pause gegeben hat.
Über den Dienst an und für sich ist zu sagen, daß es sehr sehr ruhig war. Bis auf die Italienerin, die in schlechten Englisch und noch schlechterem Deutsch wissen wollte, warum die vier Glasvitrienen auf dem Gang stehen und nicht im Münzkabinett. Danach hat sie über zwei Stunden in dem Raum mit den römischen Münzen verbracht. Muß ihr wirklich gut gefallen haben. Alle anderen haben kaum zehn Minuten im Münzkabinett verbracht.
Rückblickend gesehen, ist der Tag verdammt schnell vergangen. Wird wohl daran gelegen haben, daß ich in der ganzen Zeit, wo ich im Münzkabinett war alles in allem etwa fünf Minuten keine Unterhaltung mit einer von den beiden geführt habe. Wer mich kennt, wird wissen, daß das für meine Verhältnisse nicht nur ungewöhnlich ist, sondern fast schon absurd. Ich, die Quasselstripe. Was das ganze noch seltsamer macht, ist die Tatsache, daß die beiden Mädels in meiner Abwesenheit etwa fünf Sätze miteinander gewechselt haben, was ich so mitbekommen hab. Daß die beiden miteinander nicht gut können, war mir sehr schnell klar. Sehr viel verschiedener hätten die beiden vom Typ her gar nicht sein können. Kurz gefasst introvertiert gegen extrovertiert. Umso seltsamer, daß ich mich mit beiden ziemlich gut verstanden hab.
Die Themen der Unterhaltung haben so ziemlich alles Mögliche und Unmögliche abgedeckt. Von Religion und Karikaturenstreit über Politik (wir hatten einen verdammt raschen Übergang von Englisch auf Bush) mit Ministerin G. als Antichristin, über Kochrezepte, bei denen vor allem verschiedene Zwiebelsorten und über Nacht aufgeweichte Müslis eine wichtige Rolle spielten, über Motorradfahren, natürlich die diversen Studiumsdiskusionen bis hin zu einer psychologischen Betrachtung, warum die beiden Mädels keinen Draht zueinander finden (natürlich war die andere Schuld; ich hab mir den Kommentar dazu verkniffen).
Ach ja, ein guter Tip: Wenn man aufgrund des Aussehens von Gesicht und Händen versucht das Alter einer Frau zu schätzen: Immer dem Urteil über die Hände trauen!

Alles in allem muß ich sagen, daß ich selten einen Dienst (und eine, eigentlich zwei Unterhaltungen) so genossen hab, wie den heute. War ein guter Tag.