Freitag, März 11, 2005

Managerinfant(erie)

Alle, die sich leicht an krankem Geschreibsel anstecken, warne ich hier ausdrücklich vor dem Weiterlesen. Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie ihren arroganten Arzt.

Wer sich des öfteren in diversen Internetforen herumtreibt, wird wahrscheinlich schon des öfteren auf ein ganz bestimmtes Phänomen gestoßen sein.
Es ist tatsächlich möglich, das Alter mancher postender Person auf Grund dessen, was sie so von sich gibt, zu bestimmen. Und damit meine ich weder die absolute Sinnfreiheit des Inhalts, noch die komplette Abwesenheit von Grammatik und auch nicht die vollständige Ignorierung der deutschen Rechtschreibung.
Nein, was ich meine ist der geradezu exzessive Gebrauch von Satzzeichen. Und damit meine ich nicht Beistriche oder Punkte, weit gefehlt, die sind nämlich dem Verursacher des Postings anscheinend meist nicht einmal bekannt. Was ich meine sind Rufzeichen und Fragezeichen. Und zwar in einer Menge, daß man meinen könnte, die entsprechende Taste hängt und er versucht mit einem schnellen Klick auf "Nachricht posten" das schlimmst zu verhindern. Ich unterstelle mal in meinem Optimismus diese noble Absicht (Naiv? Wer? Ich?)
Die Schlüsse, die man aus diesem Verhalten ziehen kann, sind folgende:

  • Der Poster hat das 13. Lebensjahr noch nicht vollendet
  • Der Poster hält "soziale Kontakte" für eine Spinnenart im Amazonasgebiet (er kennt die Region auf Grund diverser Kriegsegoshooter)
  • ...daraus resultiert eine Hautfarbe, die jeden Gothler neidisch macht
  • ...daraus resultiert außerdem, wenn er sich einen Bleistift unter die Brille klemmt, er beide Arme ausstrecken muß, daß man seine Fingerspitzen dahinter sieht
  • Apropos Brille: Sprecht mir nach: "Ich werde meine Brille nie wieder als Aschenbecher verwenden, weil ich noch nicht rauchen darf und sie mir letztens als Mami heimgekommen ist beim Ausschütten vor Schreck aus dem Fenster gefallen ist"
  • Er kennt sämtliche Bugs von CS (Wallhack versucht er noch immer verzweifelt zu installieren)
Bis heute Vormittag hat dieser Schluß den Status einer Tautologie gehabt (i.e. er war auf alle Instanzen anwendbar und gültig)
Tja, bis zur heutigen VU Operationsmanagement...
Da bekamen wir folgendes serviert:

Vom Aussehen hätte ich Prof. H. auf Anfang Vierzig geschätzt und für einen einigermaßen seriösen Professor gehalten. Daß er am Institut für Versicherungsmathematik arbeitet kann man ihm verzeihen. Nicht jeder arbeitet dort, wo er gerne möchte. Aber, daß damit anscheinend eine Infantilisierung einhergeht ist schon ein wenig schockierend (Mentale Fluchtreaktion? Wahnvorstellungen? Zwangsverhalten?).

Vielleicht hängt es auch damit zusammen, daß er in einem wirtschaftlich orientierten Institut arbeitet. Wir kennen das ja alle, daß viele höhere (und in zunehmendem Maße auch niedrigere) Angestellte, vor allem in der IT-Branche, immer öfter gerne zu neuen Wortkreationen greifen, die vornehmlich aus dem englischsprachigen Raum kommen.
Selbiges Verhalten ist aber auch unter Jugendlichen, welche die Pupertät noch fest in ihrer hormonellen Klaue hält, zu beobachten. Bei diesen resultiert diese Verhalten vornehmlich aus einem überhand nehmenden Geltungsbedürfnis. Dazugehören ist alles und das setzt natürlich auch eine gewisse Abgrenzung von anderen voraus. Daß die Sprache dazu ein wichtiges Mittel ist, wurde meines Wissens schon in vielen psychologischen Studien untersucht.

Das führt mich auch schon zu einer recht interessanten Idee: Sollte ich mich entschließen, mein Psychologiestudium abzuschließen, hätte ich schon ein interessantes Diplomarbeitsthema.

Warum ich das alles schreibe?
Ich bin gerade mit dem Scannerfile für Compilerbau fertig geworden, aber das Institut hinkt noch hinterher und hat erst die Testfiles für die Assemblerbeispiele (ich habe berichtet) online gestellt und ich hab keine Lust mich jetzt all zu lange mit Testfallgenerierung herum zu schlagen.
Folge: Beschäftigungsdeprivation
Folge: Die Gehirnzellen laufen Amok
Folge: Schwachsinn
Und ich weiß ja, was ihr alle an meinem Weblog so liebt...