Sonntag, April 30, 2017

Mit dem "Nachbar in Not"-LKW in die Vergangenheit

Ich muß zugeben, ich war ja ein wenig skeptisch, was die Auswahl des Ortes für unseren Kurzurlaubs anbelangt hat. Ich muß allerdings auch zugeben, daß es dadurch einen ordentlichen Spielraum für positive Überraschungen gab.
Unter anderem was die Küche anbelangt. Naja, da war es vielleicht nicht ganz so positiv. Die Dinger heißen dort übrigens Cevapi und die Flade ist wahrscheinlich unbedingt notwendig, sonst hauen die Dinger auf dem ganzen Fett ab. Das ist übrigens alles was man bekommt, wenn man die bestellt: Fleisch, Flade, Zwiebeln, Aus.


Es ging in eine Stadt, die durch drei Ereignisse in den Geschichtsbüchern gelandet ist.
Das erste ist hier passiert:


Wer einen kleinen Stupser braucht:


Das zweite waren Olympische Spiele. Neben den anderen zwei Ereignissen sind die aber historisch eher unter "ferner liefen" zu verbuchen.

Was das dritte Ereignis betrifft, hatten wir das Glück eine Führung mit eine zu machen, die es als 7-10-jährige selbst erlebt hat.
Die Spuren davon sieht man noch an den (wenigen) alten Häusern, die noch stehen beziehungsweise nicht komplett neu verputzt wurden:


Wenn man die Geschichte kennt, weiß man, wo die Löcher in der Fassade herkommen.
Hier ist ein Gegenstück dazu, daß jemanden getötet hat:


Die Führerin hat aber vor allem über die Hilfslieferungen interessantes zu erzählen gehabt.
Natürlich waren sie alle äußerst dankbar für die Lieferungen die ihnen das Leben gerettet haben. Aber vor allem zwei Beispiele waren interessant.
Das erste war über Spam in einer goldenen Dose, die fast alle während der Belagerung bekommen haben. Der Kommentar darüber war, daß es eklig ausgesehen hat, der Geschmack... naja, man hatte Hunger. Aber nichtmal die Katzen haben es gefressen.
Das zweite Beispiel war über einen Sack Reis, den ihre Familie bekommen hat. Allerdings war er verdorben, da sich Würmer darin befunden haben. Damals hat ihre Familie die Sache pragmatisch gesehen: Proteine. Allerdings waren die Würmer schon vertrocknet. Das heißt, die Waren sind nicht erst beim Transport verdorben. Was den Schluß zuläßt, daß irgendwo irgendjemand beschlossen hat, verdorbene Nahrung zu den Belagerten zu schicken.

Aber sie haben die Belagerung mit (schwarzem) Humor genommen: "Everyone is missed by someone. In our case, its a sniper."

Aber in den meisten Gegenden sieht man von der Belagerung keine Spuren mehr. Dafür interessante Verbindungen von Vergangenheit und Gegenwart:


Es gibt übrigens 200 Moscheen in der Stadt. Ein Überbleibsel aus der türkischen Zeit, in der Moslems begünstigt waren. Und daher sind auch heute noch 85% Moslems. Ansonsten sind noch katholische und orthodoxe nennenswert. Aber jeder kann sich seine Religion frei wählen. Die Freunde der Führerin sind alle "Metalheads". Ich glaub ich weiß, wo ich in der Pension hinziehen werde... (nicht nur, weil dort alles die hälfte kostet).