Mittwoch, September 28, 2005

Industriell gefertige Panik (Digestivedition)

Wenn man in letzter Zeit (oder auch nur den letzten Tagen) beim Merkur (der Supermarkt, nicht der Planet) vorbeigekommen ist, ist einem vielleicht aufgefallen, daß sämtliche Artikel aus dem Milkasortiment um ein Viertel verbilligt wurden. Nun ja, daß etwa die 300g Tafeln billiger werden oder man die hunderter nach dem Motto "drei zum Preis von zwei" bekommt ist ja nix neues. Daß aber die ganze Palette einer Firma verbilligt wird, ist mal was Neues.
Als Psychologe ist man natürlich immer an der Erforschung des Verhaltens von Menschen (und daher auch von Menschengruppen wie eine Firma eine ist) interessiert. Da gibts eben die berühmten vier Stufen: Beschreiben, Erklären, Vorhersagen, Beeinflussen.
Ok, die Beschreibung haben wir hinter uns. Die große Frage ist jetzt natürlich, warum sie das machen. Ich schätze mal, daß es sich bei Schokoladeprodukten eher nicht um einen Sommerschlußverkauf handeln wird. Obwohl Milka zugegebenermaßen saisonale Produkte anbietet (wie beispielsweise die Joghurtsorten im Sommer oder Apfel-Zimt zu Weihnachten) denke ich doch, daß sowas wie ganz normale Alpenmilch ein Ganzjahresprodukt ist.
Sinnlos wird die ganze Idee sicher nicht sein, denn in der Psychologie geht man davon aus, daß jedes Verhalten eines Lebewesens, und sei dieses Verhalten noch so absurd und anscheinend sinnlos, in einem ganz bestimmten Kontext, der natürlich nur diesem Lebewesen offenbar ist, einen Sinn ergibt. (So, ich schätzte, nach dieser Erklärung habe ich alle Ignoranten, die meine wertvollen, literarischen Ergüsse sowieso nicht zu schätzen wissen und daher nicht verdienen, verjagt)
Ums nicht allzu spannend zu machen möchte ich sagen, daß mir die Antwort auf diese Frage praktisch im vorübergehen (oder eigentlich mehr im "darauf zugehen"), da ich gerade auf dem Weg zum trainieren war.
Wir leben ja in einer Welt, wo sich inzwischen alles um Gesundheit und Fitness und richtige Ernährung dreht. Und wenn man da so diesen Gurus (kommt Guru eigentlich von diesen seltsamen Lauten, die eine Eule von sich gibt? Passen würds, bei den Typen kommt auch nix Gscheids raus) Glauben schenkt (schenken würde), dann kommt man zu der Einsicht, daß Schokolade der ernährungstechnische Antichrist ist (ich erkläre mich hiermit zum Ernährungssatanisten, statt Pentagrammen gibts bei uns Milkatafeln als Erkennungszeichen). Womit natürlich sehr schnell erklärt wird, warum sich inzwischen bei den Schokoladeherstellern soetwas wie eine leicht Panik breitmacht.
Wir sind ja alle tolle Ernährungsfanatiker, die zwanzig Stunden am Tag im Fitnesstudio (wer jetzt nach einem dritten s schreit, wird von mir mit der SZ-Hantel rektal defloriert) sind und daher ist für uns Schokolade eine Undenkbarkeit. Blasphemie. Sakrileg. Möge seine Heiligkeit Strunz I. uns aus diesem Ernährungsfegefeuer führen.
Und die armen Schokihersteller? Die gehörnten Dämonen unserer Zeit. Verantwortlich für alles was sich um die Hüften herum abspielt. Früher wurden wir durch die Frucht alleine in Versuchung geführt. Bei der Schlange reichte noch ein einfaches "He Eva, fang!". Heutzutage würde die Schlange eine eigene Marketingabteilung und ein ausgeklügeltes Product Placement benötigen und das Ergebnis wurde wahrscheinlich sein, daß sie noch eine "Marille der Offenbarung" und eine "Erdbeere der Weisheit" draufpacken müßte und Eva würde wahrscheinlich stuzig werden, wieso sie keine Werbeprospekte dazubekommt. Es reicht heutzutage einfach nicht mehr, daß es Schokolade ist, was da verkauft wird. Die Leute kennen sie, aber sie wollen sie nicht, weil sie ja böse ist. Die alte Strategie mit dem "kauf mehr davon, dann wirds billiger" zieht anscheinend auch nicht mehr (werden die Leute intelligenter?). Die Leute scheinen überrissen zu haben, das sie damit mehr von der bösen Substanz bekommen, als sie eigentlich bezahlt haben.
Deswegen wird jetzt eine andere Taktik eingeschlagen. Du mußt weniger von deinem geliebten Geld hergeben, um genausoviel zu bekommen wie du dir sonst auch immer antust (was eigentlich das selbe wie vorhin ist, nur anders verpackt). Und da ja überall böse Substanz drinnen ist, wird das Prinzip auch auf alles angewendet (wenn ich Schinken von der Milkakuh will, gibts den auch billiger?). Ich glaube für die Milkaleute war das gerade Blasphemie. Aber ich glaube, das ist nebensächlich. Die ganze Welt ist ja gegen sie. Da wird die Schächtung ihres angepinselten Rindviechs auch keine Rolle mehr spielen. Sie sind in der Defensive. Mitten im Rückzugsgefecht. Das Schlachtfeld voll mit fetten Schokosüchtigen und Rinderblut... Oh Gott, mir kommt da gerade ein furchtbarer Verdacht, wieso ausgerechnet ein Rindviech das Maskotchen von einer Schokofirma ist... Ich will keine Rinderblutschokolade!
Ich wünsche Milka inzwischen viel erfolg mit der Suche nach dem heiligen Schokofonduekessel.

Fragen, auf die keiner eine Antwort will:
Wenn ich den Antichristen verarsche, gilt das dann als Blasphemie? Und wie sieht das für Metler und Goths aus?

Euer Ernährungssatanist

Mittwoch, September 21, 2005

Dies illa

Dies irae, dies illa,
solvet saeclum in favilla.

Ich denke, das triffts mal ganz gut.
Wers noch nicht erraten hat: es ist wieder Mittwoch. Juhu...
Manchmal, wie an Tagen wie diesem, habe ich das Gefühl die lustigen Leute heben sich alle ihre Schrullen die ganze Woche lang auf, nur um mich damit zu ärgern.
Wozu mich der eine Mann fragt wie man einige Dinge im Word erledigt, nur um während ich es ihm zeige mir zu erzählen wie man das macht, noch bevor ich es mache, ist mir ein völliges Rätsel.
Und wozu mir fast jeder, der mit irgendwelchen Problemchen zu mir kommt, mir zuerst seine Lebensgeschichte erzählt... Da gabs doch mal so ein Tshirt: "No, i wont fix your computer!". Ich sollte mir ein ähnliches basteln. "Yes, my job is to fix your computer, but i wont fix the misery you call your life!".

Preisfrage: Woran merkt man, daß das Semester beginnt?
An den zigtausenden Leuten, die einen Account haben wollen, aber keinen blassen Dunst haben wie. Daß sie dafür den PIN-Code vom Studienblatt brauchen hat bisher auch nur eine Minderheit geschnallt. Der ganze Rest fällt in die Kategorie "Ich bin seit gestern hier Studentin und will in Internet!" (jetzt fällts mir erst auf: sind alles Mädels... sollang sie hübsch sind, von mir aus). Auf die Rückseite des Tshirts kommt der Schriftzug: "Accountanmeldung ist beim Helpdesk. Gang runter, rechts, nochmal den Gang runter".

Ich fang schon mal an, meinen Kopf gegen die Wand zu donnern. Vielleicht nimmt ja mein Frontallappen schaden und ich fühle mich nicht mehr motiviert auf dumme Fragen zu antworten. Danach eine kleine Lobotomie á la Freeman (Skalpell mit einem Hammer zwischen Wimmper und Auge ins Hirn treiben und dort mal kurz umrühren) damit man die kleinen Depressionen und Angstzustände wieder vertreibt. Das mehrere Male hintereinander und schon bin ich reif für die Anstallt und alle Sorgen los... Verdammt, mir kommt da ein Verdacht. Die ganzen Leute hier waren alle früher mal Tutoren und haben das selbe durchgemacht wie ich. Kaputtherapiert. Die geistige Kapazität einer Zucchini. Mit einem verlegenen, leicht dümmlich wirkenden Lächeln im Gesicht, das Harmlosigkeit vortäuschen soll. Das pure Grauen starrt mir ins Antlitz. Schlimmer als ein Zombifilm. Ein Spiegelbild meines Schicksals. Ich will hier raus... Aaaah...

Mittwoch, September 14, 2005

Preußische Schnellkurse

Es wird mal wieder Zeit ein paar Schwänke aus meinem Leben unter das Volk zu werfen... auch wenns keinen interessiert. Denn das interessiert wiederum mich nicht.
Nachdem wir das geklärt hätten, können wir in medias res gehen.

Letzte Woche gab es einen kleinen Ausflug nach Wildalpen (irgendwo in der Steiermark (apropos Steiermark: warum hängen in Wien Plakate für die Klasnic?)). Ein paar nette Kurven auf dem Weg dorthin und nur zwei mal auf die Gegenfahrbahn gekommen (ich war so von der Landschaft fasziniert). Wildalpen selbst hats dann mit einem Täuschungsmanöver probiert, und mich fast auf den normalen Campingplatz gelockt, statt zu den Naturfreunden (wer will den schon zu denen).
Mein Zelt war dann natürlich das Beste, Schönste, Tollste und überhaupt und sowieso. Und ich durfte Herrn Os 400€-Biwak bewundern. Sein Gepäck wurde allerdings bei Herrn J. untergestellt. Da kommt man sich mit seinem 155€-Zelt, bei dem man seine Sachen selbst unterbringen kann und muß, natürlich klein und unbedeutend vor.
Ein Lagerfeuer konnte ohne Tote und nur wenigen Schwerverletzen in Gang gebracht werden (dank meiner fachkundigen Hilfe; die haben ja alle keine Ahnung...). Gegrillt wurde dann natürlich in alter Naturburschenmanier auf dem Spirituskocher. Und für die Beleuchtung sorgte eine Spirituslampe. Herr O. und Herr J. fanden es schließlich unumgänglich, zwei Flaschen Wein zu massakrieren (wenn mans braucht...). Wenn dann auch noch ein paar Deutsche auf dem Gelände herumkrebsen, kommt man schnell auf ein paar Forderungen, wie beispielsweise, daß wir Preußen zurückhaben wollen. Im Gegenzug dazu hätten sich besagte, bereits leicht alkoholisierte Herren auch mit Wein zufriedengegeben. Daß mein Schlachtruf "Wein oder Preußen" so einen Anklang finden würde, hätte ich nicht gedacht. Am Schluß gabs dann noch ein Steckerlsteak (im Prinzip ist das das selbe wie ein Steckerlbrot, nur halt mit Steak und ohne Brot) das keiner haben wollte. Kaum hatte ich mich bereiterklärt, mich dafür zu opfern und kundgetan, daß dieses um Welten besser schmeckt, als das in der Pfanne gebratene, meinte auch schon Herr O., daß er unbedingt kosten wolle...
Die Kurven auf der Heimfahrt gingen schon um einiges besser, als am Vortag. Was ein wenig Übung und einmal darüber schlafen ausmachen können.

Kommen wir zum heutigen Tag:
Mittwoch. Arbeitstag. Freudensprung.
Und die seltsamen Leute stehen auch schon wieder Schlange.
Wie zum Beispiel das Mädel, das in 10 Minuten einen Schnellkurs in Excel will, da sie das bei einem Vorstellungsgespräch benötigt.
Oder das Mädel, das eine Datei auf eine CD brennen will. Ist ja nix ungewönliches, daß die Leute nicht wissen, wie man brennt. Aber daß man sich auf seinem eigenen Laptop nicht auskennt...
Aber es gibt auch nette Erlebnisse:
Wie die Chinesin, der man den Akzent extrem anhört, die in der Unibibliothek anruft und mittendrin im schönsten wiener Dialekt sagt: "...ah, soo is des..."
Oder das Mädel deren Kopierkarte nicht funktioniert, fragt ob sie meine für zwei Kopien haben kann, da sies eilig hat, mir nachher die Karte und zwei Euro in die Hand drückt und abzischt. Ok... gut... wieder was verdient.

Fragen, auf die keiner eine Antwort will:
Wenn man mit Ohrstöpseln vom Donauturm springt, macht es ein Geräusch, wenn man unten aufklatscht?